- 8. Dezember 2020
Umweltkontamination durch PCB in Gebäuden
Bisher nicht quantifizierte Umweltgefahr
Der Fokus der im Jahr 1996 eingeführten PCB-Richtlinie war die Schaffung einer bundesweit einheitlichen Bewertungsgrundlage für den Schutz der Nutzer von PCB-haltigen Gebäuden. PCB-Sanierungsmaßnahmen haben daher bis jetzt vornehmlich eine Reduzierung der PCB-Gehalte im Sinne der Nutzer als Ziel. Der kontinuierliche Austrag von PCB aus offenen Quellen, wie z. B. PCB-haltigen Außenfugen in die Umwelt wurde hierbei nie betrachtet und ist derzeit in Deutschland auch nicht geregelt. Detaillierte Untersuchungen insbesondere zur Quantifizierung des Schadstoffaustrages in die Umwelt lagen bisher nicht vor.
Sakosta forscht!
Um diesen „weißen Fleck“ in der Forschung anzugehen, führte Sakosta zusammen mit der Hochschule Westfalen/Lippe und der Universität zu Köln eine quantifizierende Untersuchung durch. Die Themenfindung beruht auf Jörg Blechschmidts Erfahrungen bei Rückbauobjekten mit PCB. Die fachliche Ausarbeitung erfolgte an Hand einer Bachelorarbeit von Christian Reimer und der Masterarbeit von Simon Ziesel. Durch die gewissenhafte Bearbeitung ist es uns gelungen, einen Beitrag zur Entwicklung einer strategischen Vorgehensweise zur systematischen Quantifizierung von PCB-Einträgen in die Umwelt zu leisten.

Die Untersuchung
Ziel der Untersuchung war es, anhand von Bodenuntersuchungen im Nahbereich von Gebäuden mit PCB-haltigen Außenfugen zu klären, ob PCB nachweisbar sind und ob eine Quantifizierung dieser Einträge möglich ist.
Mit Erhalt der Ergebnisse der ersten Untersuchung wurde deutlich, dass PCB im Boden im Nahbereich von Gebäuden mit PCB-haltigen Fugenmassen nachweisbar sind und dass die ermittelten Gehalte deutlich über dem publizierten Hintergrundwert des Umweltbundesamtes/WHO von 1,5 ng/kg für landwirtschaftlich genutzte Flächen und signifikant über dem Hintergrundwert für Ballungsgebiete von 0,02 mg/kg liegen.
Bei den weiteren Untersuchungen an 6 Schulobjekten der 1970er Jahre mit PCB-haltigen Fugenmassen wurden insgesamt 189 PCB-Analysen durchgeführt. Bei 89 der untersuchten Proben wurden PCB Gehalte zwischen 0,007 mg/kg und 0,77 mg/kg PCB nachgewiesen.
Die Zusammenhänge
Ein signifikanter Zusammenhang zwischen der Höhe der Bodenbelastungen und der Ausgangsgehalte der Fugenmassen konnte zwar nicht festgestellt werden. Auffällig ist jedoch, dass keine niederchlorierten PCB der Kongenere 28 und 52 identifiziert wurden, obwohl sowohl niederchlorierte Kongenerenmuster als auch mittel- und höherchlorierte Muster der Fugenmassen in den Gebäuden vorlagen. In Abhängigkeit von der Entfernung der Entnahmestelle und der Beprobungstiefen ergaben sich unterschiedliche hohe PCB-Gehalte. Die höchsten PCB-Gehalte wurden erwartungsgemäß in den oberen Zentimetern (0-10 cm) bei den Entnahmestellen in 0,5 bis 2 m Entfernung nachgewiesen.
Weiterhin ist aus den Untersuchungen eine Abhängigkeit der Höhe der PCB-Gehalte von der wetterseitigen Lage der Fugenmasse ableitbar. Beprobungen auf Wetterseiten zeigen am gleichen Objekt deutlich höhere Gehalte.
Eine weitere Auffälligkeit konnte auf morphologische Gegebenheiten zurückgeführt werden. Entnommene Proben in einer Senke vor der Fugenmasse geben Hinweise auf eine Aufkonzentrierung über Transportmechanismen.

Einordnung
Gemäß der LAGA Mitteilung M 20, Teil 1, sind bei der Bewertung des Verwertungsvorhabens die im einzelnen Abfall bestehenden Verunreinigungen zu berücksichtigen. Anhand der hier vorgelegten Ergebnisse ist hinreichend belegt, dass Böden im Nahbereich von Gebäuden mit PCB Belastungen in den Außenfugen PCB mit erhöhten Gehalten aufweisen. Bei Bodeneingriffen ist somit gem. LAGA der Anfangsverdacht bzgl. der schadstoffrelevanten Herkunft des Abfalls gegeben.
Unter Einbezug der errechneten mittleren Austragungsrate muss in den nächsten 10 – 20 Jahren mit dem Überschreiten des Prüfwertes für Kinderspielflächen bei allen vergleichbaren Objekten gerechnet werden.
Vorstellung und Publikation der Ergebnisse
Die Untersuchungsergebnisse stellte Jörg Blechschmidt zum 29. Forum Asbest vor. Die Veranstaltung fand vom 4. bis 6. November mit Umsetzung eines behördlich genehmigten Hygienekonzeptes im Haus der Technik Hybridveranstaltung statt. Sogar der Einsteigertag am 04.11.2020 konnte als Präsenzveranstaltung durchgeführt werden. Vor Ort dabei waren 40 Teilnehmer, 80 weitere Teilnehmer wurden online zugeschaltet. Der Wechsel vom Präsenzvortrag zum Webvortrag funktionierte recht gut, die anschließende hybride Diskussion war von einem großen Interesse der Teilnehmenden geprägt

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